Tarot, Jahori Fenster und der blinde Fleck

Was versteht man unter einem „blinden Fleck“?

Der Begriff „blinder Fleck“ stammt ursprünglich aus der Physiologie des menschlichen Auges und bezeichnet den Bereich in unserem Sichtfeld, den wir aufgrund fehlender Fotorezeptoren auf der Netzhaut nicht wahrnehmen können. In der Psychologie wird dieser Begriff jedoch metaphorisch verwendet und beschreibt Bereiche in unserem Denken, Fühlen oder Verhalten, die uns nicht bewusst sind. Dieser Artikel beleuchtet den blinden Fleck aus psychologischer Sicht und zeigt auf, warum er so bedeutsam für unser Selbst- und Fremdverständnis ist.

Ein blinder Fleck in der Psychologie bezieht sich auf Aspekte unserer Persönlichkeit, unserer Verhaltensweisen oder Denkmuster, die wir selbst nicht wahrnehmen, die jedoch für andere sichtbar sind. Diese unbewussten Bereiche können sowohl positive als auch negative Aspekte umfassen. Der blinde Fleck kann verhindern, dass wir bestimmte Verhaltensmuster erkennen, die uns schaden oder unser Potenzial einschränken.

Beispiele für blinde Flecken:

  • Eine Person, die als unnahbar wahrgenommen wird, sieht sich selbst vielleicht als freundlich und zugänglich.
  • Ein Mitarbeiter, der von Kollegen als arrogant empfunden wird, betrachtet sich selbst als selbstbewusst.

2. Der blinde Fleck im Johari-Fenster

Das Johari-Fenster ist ein bekanntes Modell, das hilft, den blinden Fleck besser zu verstehen. Es teilt das Selbst in vier Bereiche ein:

  • Öffentliche Arena: Was ich über mich selbst weiß und was auch andere wissen.
  • Geheimer Bereich: Was ich über mich selbst weiß, aber vor anderen verberge.
  • Blinder Fleck: Was andere über mich wissen, ich aber nicht über mich selbst erkenne.
  • Unbekanntes: Was weder ich noch andere über mich wissen.

Der blinde Fleck stellt einen wichtigen Teil unseres Selbst dar, der oft unentdeckt bleibt, weil wir uns ungern mit kritischem Feedback auseinandersetzen oder weil wir zu wenig reflektieren.

3. Ursachen für blinde Flecken

Blinde Flecken entstehen durch eine Vielzahl von Faktoren:

  1. Selbstschutzmechanismen: Menschen neigen dazu, unangenehme Wahrheiten über sich selbst zu verdrängen, um ihr Selbstwertgefühl zu bewahren.
  2. Fehlende Selbstreflexion: Ohne regelmäßige Reflexion und Feedback bleibt unser Blick auf uns selbst unvollständig.
  3. Kulturelle und soziale Prägungen: Werte, Normen und Erziehung beeinflussen, wie wir uns selbst wahrnehmen und welche Aspekte wir ignorieren.
  4. Angst vor Kritik: Wer Kritik fürchtet, vermeidet oft Rückmeldungen, die blinde Flecken aufdecken könnten.

4. Auswirkungen von blinden Flecken

Blinde Flecken können sich sowohl positiv als auch negativ auswirken.

Negative Folgen:

  • Missverständnisse in zwischenmenschlichen Beziehungen.
  • Unfähigkeit, aus Fehlern zu lernen.
  • Eingeschränkte persönliche und berufliche Entwicklung.

Positive Aspekte:

  • Blinde Flecken können dazu beitragen, dass Menschen in stressigen Situationen handlungsfähig bleiben, indem sie bestimmte Schwächen ausblenden.
  • Sie schützen vor Überanalyse und übermäßigem Selbstzweifel.

5. Wie man blinde Flecken erkennt und reduziert

Das Erkennen und Reduzieren von blinden Flecken erfordert Mut, Offenheit und aktive Auseinandersetzung.

5.1 Selbstreflexion

  • Führen Sie ein Tagebuch, um Verhaltensmuster und Denkmuster zu erkennen.
  • Fragen Sie sich nach Konflikten: „Welche Rolle habe ich gespielt?“

5.2 Feedback einholen

  • Bitten Sie Freunde, Familie oder Kollegen um ehrliches Feedback.
  • Nutzen Sie 360-Grad-Feedback-Methoden im beruflichen Kontext.

5.3 Professionelle Unterstützung

  • Therapie oder Coaching kann helfen, unbewusste Muster aufzudecken.
  • Psychometrische Tests können Hinweise auf persönliche blinde Flecken geben.

5.4 Achtsamkeit

  • Praktizieren Sie Achtsamkeit, um Ihre Emotionen und Reaktionen bewusster wahrzunehmen.
  • Lernen Sie, unangenehme Gefühle zuzulassen, anstatt sie zu verdrängen.

Blinde Flecken sind ein normaler Teil des Menschseins und oft unvermeidbar. Sie bieten jedoch auch eine Chance zur persönlichen Weiterentwicklung, wenn wir uns bewusst mit ihnen auseinandersetzen. Indem wir uns Feedback holen, achtsam sind und uns selbst reflektieren, können wir unsere Selbstwahrnehmung erweitern und ein authentischeres Leben führen. Der Mut, sich den eigenen blinden Flecken zu stellen, ist der erste Schritt zu einem tieferen Verständnis unserer selbst und zu harmonischeren Beziehungen mit anderen.

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